Eigentlich wollte er sich als sportlicher Leiter aus dem Coaching zurückziehen, doch ganz ohne geht es eben doch nicht. Wir begrüßen unseren ehemaligen Head Coach Sven Gloss zurück im Coaching Staff und haben ihn uns natürlich direkt für ein Interview geschnappt.
Sven, schön, dass du wieder aktiver mit dabei bist. Wie sehr freust du dich darüber, wieder zurück an der Sideline zu sein und wie kam es dazu?
Natürlich freue ich mich sehr darüber, wieder näher am Team zu sein – ganz weg war ich ja nie. Ich hatte nach einigen fantastischen und sehr erfolgreichen Jahren den Entschluss gefasst, mich als sportlicher Leiter etwas in den Hintergrund zurückzuziehen, aber stand die ganze Zeit über in engem Austausch mit Brian. Wir hatten schon länger die Absprache, dass ich bei Heimspielen mit einem Headset oben auf der Tribüne sitzen und ihm meine Beobachtungen an die Sideline geben sollte, um Brian und Dwohn so unterstützen zu können. Nach dem Pre-Season-Game gegen Rüsselsheim ist dann der Gedanke gereift, doch „näher“ ans Team heranzukommen und die Organisation an der Sideline zu übernehmen und z.B. bei Special Teams zu unterstützen.
Wie beurteilst du die Arbeit von Brian bisher?
Ich ziehe meinen Hut davor, wie gut er den Laden zusammengehalten hat – und das in einer Zeit, die so noch keiner von uns jemals erlebt hat. Wir haben trotz Corona kaum Spieler verloren, sondern – im Gegenteil – sogar einige dazugewonnen. Diese Rookies jetzt ins Team zu integrieren ist eine Herausforderung, die Brian meiner Meinung nach mit seiner Erfahrung und Expertise hervorragend meistert. Er hat einen tollen Staff um sich herum aufgebaut und ich freue mich sehr, jetzt ebenfalls ein Teil davon zu sein.
Und welche Rolle genau übernimmst du jetzt?
Ich würde mich am ehesten als Joker sehen – ich helfe, wo ich gebraucht werde. Vorrangig werde ich Dwohn in der Defense und Greg bei den Special Teams unterstützen, aber auch Brian hat immer ein offenes Ohr für meine Beobachtungen und Erfahrungen. Außerdem übernehme ich die Organisation an der Sideline und sorge für die nötige Disziplin während der Spiele. Ich glaube, durch meine manchmal etwas impulsive Art bin ich eine gute Ergänzung zu den anderen Coaches und hoffe, dass wir dadurch als Coaching Staff das Team noch besser erreichen können.
Ist es für dich ein komisches Gefühl, als ehemaliger Head Coach jetzt in einer niedrigeren Position und quasi „unter“ einem neuen Head Coach zu arbeiten?
Nein, eigentlich nicht. Ich glaube, es war ganz gut, dass ich zwei Jahre aus dem aktiven Geschehen raus war und nicht direkt nahtlos weitergemacht habe. So hatte Brian genug Zeit, sich selbst, sein System und seine Philosophie zu etablieren, ohne dass ihm irgendwer reinfunkt. Ich habe mich in dieser Zeit ganz bewusst komplett zurückgenommen. Jetzt sitzt er fest im Sattel und es würde mir nie einfallen, daran etwas ändern zu wollen. Er hat die Zügel in der Hand und trägt die Verantwortung – also werde ich seine Entscheidungen akzeptieren. Ich freue mich vielmehr auf unsere engere Zusammenarbeit und bin der Meinung, dass wir Einiges erreichen können.
Was denn genau? Was traust du dem Team zu?
Das ist tatsächlich schwer zu sagen. Ich sehe uns ein wenig als „Wundertüte“ – nach Corona gibt es einige offene Fragen bei den Longhorns: Wie gut sind die neuen Spieler schon im Team integriert und kennen das System? Wie gut hat der „Kern der Truppe“ die Pause überstanden? Auch die bisherigen Ergebnisse in der Liga sind schwer zu deuten. Aber große Prognosen abzugeben war noch nie meine Stärke. Ich bin der Meinung, dass wir unsere hoch gesteckten Ziele erreichen können, wenn wir uns auf uns konzentrieren und unsere Hausaufgaben machen.
Und den nächsten Schritt zu diesen Zielen wollt ihr am Sonntag beim ersten Heimspiel machen?
Genau. Nach dem knappen Sieg gegen Freiburg, die für mich überraschend stark waren, haben wir es verpasst, in Pforzheim nachzulegen. Nachdem ich mir das Game Tape angesehen habe, muss ich leider sagen, dass wir viel mehr aus unseren Möglichkeiten hätten machen können. Ich hoffe, dass das Team das Unentschieden nicht vergessen hat und das Spiel am Sonntag gegen die Holzgerlingen Twister mit einer gewissen Wut im Bauch angeht. Es ist das erste Heimspiel nach zwei Jahren – über Motivation müssen wir da glaube ich nicht reden. Die Twister sind eine gute Truppe – schnell und athletisch, aber für uns zählt nur der Sieg.