„Es wird schwer für mich, ruhig an der Sideline zu stehen“

Offense wins games – Defense wins championships. Dieser Spruch gehört zum Standard-Repertoire eines jeden Football-Coaches oder -Experten. Und irgendwas muss da ja dran sein… Genau deshalb wollen wir Euch heute den Kopf unserer Defense vorstellen: Dwohn Luckey. Unser Defense Coordinator ist 45 Jahre alt und gehört seit 2016 zur Longhorns-Herde.

Dwohn, du hast in deiner Football-Karriere schon viel erlebt. Nimm uns doch mal mit in deine Zeit vor den Longhorns.

Als Amerikaner wächst du mit einem Football im Arm auf. Ich selbst habe mit sieben angefangen zu spielen und auch nicht aufgehört, als ich 1997 in Deutschland stationiert wurde. Ich habe in Bad Kreuznach, Frankfurt und Mainz gespielt, bevor ich nach Weinheim kam. Die Longhorns habe ich zuerst auf dem Feld kennengelernt, als wir mit den Mainz Golden Eagles gegen Weinheim gespielt haben. Ich habe sofort einen Zusammenhalt gespürt, eine familiäre Atmosphäre – das hat mich schon damals beeindruckt und sich bis heute nicht geändert.

Du warst in deiner aktiven Zeit als Middle Linebacker das Herz der Defense auf dem Feld, jetzt bist du das erste Mal der Leader an der Sideline – was hat sich für dich geändert?

Naja, vor allem die Position. Auf dem Feld steckst du mittendrin, kannst alle Emotionen in dir aufsaugen und rauslassen, deine Energie für dich sprechen lassen und so vorangehen. Als Coach ist es deutlich schwieriger, Einfluss zu nehmen – du kannst ja nicht aufs Feld rennen, und deinem Team zeigen, wie man den Hit macht (lacht), nein – du musst lernen, zu erklären, was du von deinen Spielern erwartest.

Sean McVay von den Rams hat einen eigenen Get-Back-Coach – vielleicht brauche ich auch einen, denn es wird definitiv schwer für mich, ruhig an der Sideline zu stehen – aber hey, ich arbeite dran, mein Temperament zu zügeln!

Mit Brian Caler hast du einen Landsmann als Head Coach – wie ist euer Verhältnis zueinander?

Ich schätze Brian als Coach und als Mensch sehr. Er bringt unglaublich viel Erfahrung mit nach Weinheim und weiß, wie man Footballspiele gewinnt. Außerdem betont er immer wieder, wie wichtig die Familie ist und dass nur harte Arbeit zum Erfolg führt – Werte und Ansichten, die ich zu einhundert Prozent teile.

Welche Art von Defense dürfen unsere Gegner von den Longhorns erwarten?

Wir versuchen, so variabel wie möglich zu sein. Ich bin ein Fan davon, möglichst komplette Spieler auf dem Feld zu haben, die selbst auf unterschiedliche Formationen der Offense reagieren können. Wir werden aus einer 3-4 heraus spielen, aber in Sachen Blitzes und Coverages werden wir schwer auszurechnen sein. Die Offense wird uns aber spüren – das kann ich versprechen (grinst).

Wie schwer ist es, in der jetzigen Phase zu coachen? Das Training findet ja nach wie vor ausschließlich virtuell statt…

Es ist eine Herausforderung, soviel ist klar. Aber immerhin haben wir die Möglichkeiten, alles vorab durchzusprechen, bevor es auf den Platz geht und uns dennoch zu sehen. Natürlich ist es schwer, eine Chemie zwischen den Spielern aufzubauen und neue Spieler zu intergrieren, wenn man sich nicht persönlich sieht, aber ich möchte mich wirklich nicht beschweren. Wir können zumindest teilweise unserer Leidenschaft nachgehen, ohne uns einem Risiko auszusetzen – das ist besser als gar nichts!

Bald geht es ja hoffentlich wieder auf den Platz und in den Ligabetrieb – was hast du dir vorgenommen?

Ganz offen und ehrlich: Ich will, dass Weinheim die beste Defense der Liga stellt – und zwar in allen Kategorien. Klar kann man jetzt sagen, dass das unrealistisch ist – ich bin aber der Meinung, dass man nur hoch hinaus kommt, wenn man sich hohe Ziele steckt.

Und wenn man über diese Saison hinausblickt…?

Erstmal wollen wir in diesem Jahr Meister werden. Mittelfristig möchte ich mich in der GFL2 etablieren und in ein paar Jahren will ich in die GFL. Auch wenn das noch ein paar Jahre dauern wird, das Potenzial dafür haben die Longhorns.