Der baden-württembergische American Football-Verband hat vor einigen Tagen verkündet, dass eine Regionalliga-Saison in diesem Kalenderjahr unter bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Wir haben mit unseren Abteilungsleitern Oliver König und Andreas Forkert die Szenarien durchgesprochen.
Olli, Andy – schön, dass ihr Euch die Zeit nehmt – momentan sind eure Terminkalender ja sicherlich voll, oder?
Olli: Naja, ehrlich gesagt würden wir uns wünschen, sie wären richtig voll – mit Spieltagen. Stattdessen sind wir – wie die meisten – zum Abwarten verdammt. Schön ist das nicht wirklich.
Jetzt hat der AFCVBW bekannt gegeben, dass dieses Warten möglicherweise noch in diesem Jahr ein Ende hat. Was muss denn passieren, damit es in 2021 noch Longhorns-Football in Weinheim gibt?
Andy: Der Verband hat einen neuen Stichtag herausgegeben, an dem die endgültige Entscheidung fallen soll. Wenn bis zum 15. Juni alle Mannschaften einer Liga uneingeschränkt trainieren können, dann kann eine Saison im Herbst gespielt werden.
Olli: Uneingeschränkt heißt in dem Fall, dass die Teams im Vollkontakt trainieren können. Außerdem ist die Saison dann nur halb so lang wie normal, sprich: man trifft auf jeden Gegner nur einmal, Hin- und Rückspiele gibt es in dem Fall nicht.
Wie steht ihr zu diesen Plänen?
Andy: Erstmal positiv – wir würden uns natürlich alle freuen, endlich wieder Football spielen zu können. Und es ist ja nicht so, als würden wir alle zu Hause auf der Couch sitzen und auf die Nachricht warten, dass es wieder losgeht – wir bereiten uns ja schon aktiv vor: Die Planungen laufen.
Olli: Wir wissen natürlich, wie schwer es ist, mit so vielen unbekannten Faktoren zu kalkulieren und sind deshalb froh, dass der Verband so viel Energie aufwendet, um uns einen Spielbetrieb zu ermöglichen. Das Konzept ist solide – wenn es tatsächlich losgeht, denke ich, dass es eine fast „normale“ Saison werden kann.
Was heißt „normal“?
Olli: Zunächst mal mit Zuschauern. Schließlich ist ein Spielbetrieb in unserer Liga an die Lockerungen im öffentlichen Leben geknüpft – ohne Zuschauer im Sepp-Herberger-Stadion könnten wir einen Spielbetrieb finanziell nur sehr schwer stemmen und ganz ehrlich: Ohne Zuschauer wollen wir auch gar nicht spielen.
Dieser Plan des Verbandes bezieht sich ja nur auf den Herren-Bereich – wie sieht es bei den Jugend-Teams aktuell aus?
Andy: Zum Thema Jugend-Ligen hat uns der Verband keine neuen Pläne vorlegen können. Auch dort bereiten wir uns vor, aber müssen weiter abwarten. Meistens ist ein Jugend-Spielbetrieb aber an die Herren geknüpft.
Es gibt in Deutschland Beispiele, dass es schon bald losgeht: Die GFL oder auch die neu ins Leben gerufene ELF starten Mitte Juni in ihre Saisons – habt ihr Verständnis dafür, dass andere Ligen spielen dürfen?
Olli: Das muss man etwas differenzierter betrachten. Zum einen gelten beide Ligen als Profi-Ligen – bei der GFL, weil es die höchste deutsche Liga ist und bei der ELF, weil sie mit Spielerverträgen arbeitet. Zum anderen sind es die beiden „höchsten“ Ligen mit der größten Reichweite, deshalb kann ich sehr gut verstehen, dass die Lockerungen dort zuerst greifen. Neidisch bin ich deshalb nicht, ich finde es gut, dass wenigstens diese beiden Ligen spielen dürfen.
Ihr habt vorher gemeint, die Vorbereitungen im Verein laufen – was konkret meint ihr damit?
Andy: In allererster Linie mal sportlich – in allen Teams, von Seniors bis Flag, wird zweimal die Woche trainiert – wenn auch weiterhin online. Die Playbooks für die Saison sind fertig und vermutlich besser in den Köpfen der Spieler als je zuvor, wir warten alle nur noch auf den Startschuss. Für uns als Abteilungsleitung gehört zu einer guten Vorbereitung natürlich auch der ständige Austausch mit unseren Beisitzern und natürlich auch mit der Geschäftsführung der TSG 1862 Weinheim e.V., um jederzeit reagieren zu können, wenn es Neuigkeiten gibt.
Wir sind mal optimistisch und gehen davon aus, dass es im Herbst losgeht – was erhofft ihr euch sportlich von der Saison?
Olli: Natürlich will jetzt jeder hören, dass ich die Meisterschaft als Ziel ausgebe – das ist der Anspruch des Teams. Aber für mich ist es viel wichtiger, dass wir überhaupt erstmal wieder aufs Feld kommen – die Ergebnisse sind für mich am Ende offen gestanden absolut zweitrangig.
Andy: Aufsteigen wollen wir natürlich trotzdem (grinst).
Olli: Na gut.