Der 7. April ist nicht nur der Welt-Gesundheitstag der WHO (Weltgesundheitsorganisation), sondern für uns auch der optimale Anlass, mit unserer Gesundheitsexpertin Jasmin Geier zu sprechen. Jasmin ist seit 2015 die Physiotherapeutin der Weinheim Longhorns und hält die Seniors-Herde darüber hinaus als Athletik-Trainerin auf Trab. Heute hat sie ein paar kleine, aber wertvolle Tipps, wie Ihr ohne viel Aufwand etwas für Eure Gesundheit tun könnt.
Jasmin, für dich als Physiotherapeutin ist der Welt-Gesundheitstag doch mit Sicherheit mindestens genauso wichtig wie Weihnachten oder Ostern, nicht wahr?
Eher wie Weihachten und Ostern zusammen (lacht)! Nein, im Ernst – ich finde es schön, dass es einen solchen Tag gibt, bin aber der Meinung, dass unsere Gesundheit jeden Tag im Vordergrund stehen sollte.
Wieso ist dir das so wichtig?
Ich erlebe in meinem Job in einer Reha-Klinik jeden Tag, was es heißt, wenn einen der eigene Körper im Stich lässt und man eben nicht mehr gesund ist. Es ist bedrückend, zu sehen, wie Menschen nach einem Schlaganfall erst wieder laufen oder sogar sprechen lernen müssen, oder wenn z.B. durch einen Bandscheibenvorfall zum Teil unerträgliche Schmerzen zum ständigen Begleiter werden. Da wird mir immer wieder bewusst, wie gut es mir doch geht und wie schön es ist, gesund zu sein.
Ist es aber als Physio nicht genau dein Job, andere wieder fit zu machen, wenn es ihnen eben nicht gut geht?
Im Grunde schon, aber das heißt ja nicht, dass man erst dann aktiv werden sollte, wenn schon etwas passiert ist. Natürlich ist es schön, die Fortschritte bei meinen Patienten zu sehen – sei es bei den Longhorns oder eben in der Klinik – aber noch viel schöner ist es, ihnen durch Tipps oder gezieltes Training zu helfen, dass es gar nicht erst so weit kommt.
Was für Tipps wären das?
Naja, Gesundheit fängt ja schon im ganz Kleinen an. Jeder Mensch sollte 7-8 Stunden am Tag schlafen und am besten die letzte Stunde des Tages nicht mehr auf einen Bildschirm starren. Also das Handy möglichst gar nicht erst ins Schlafzimmer mitnehmen und stattdessen vor dem Einschlafen lieber ein schönes Buch lesen. Wie wichtig eine ausgewogene Ernährung ist, dürfte den meisten bekannt sein – gerade für Sportler ist eine ausreichend hohe Proteinzufuhr wichtig. Als Richtwert gilt hier 1,5 – 2 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.
Stichwort Sport: was und vor allem wie viel empfiehlst du hier?
Ich weiß, dass der Schweinehund bei vielen doch größer ist, als sie manchmal zugeben möchten und es nicht immer leicht ist, sich zu einem Training aufzuraffen. Deshalb finde ich es wichtig, klein anzufangen und einfache sportliche Aktivitäten in den Alltag zu integrieren: Zum Beispiel lassen sich viele Einkäufe auch mit dem Fahrrad erledigen und jedes Gebäude, was einen Fahrstuhl hat, hat auch eine Treppe. So kleine Dinge sind oft schon ein guter Anfang. Aus Sicht der Psychologie heißt es, man muss eine Veränderung des Alltags für 21 Tage „durchziehen“, damit es zur Gewohnheit wird – dann ist das Gröbste geschafft. Hat man diese Routine erst verinnerlicht, ist auch der Weg zum regelmäßigen Training nicht mehr so weit. Diese 21-Tage-Regel gilt übrigens für Vorsätze aller Art…
Nun ist der Zugang zum Sport im Moment ja deutlich schwieriger als normalerweise…
Natürlich sind Fitnessstudios oder Mannschaftstraining gerade keine Option, aber man kann sich auch zu Hause nur mit dem eigenen Körpergewicht ordentlich auslasten – so wie unsere Herren und Jugend das seit Monaten virtuell machen. Und ganz ehrlich: die Workouts haben es in sich…
Wie viel Sport machst du denn persönlich?
Ich habe das große Glück, einen eigenen Kraftraum zu Hause zu haben. Pro Woche bin ich drei bis vier Mal an den Gewichten, jeweils ca. 90 Minuten. Dazu kommt noch eine Einheit auf dem Rudergerät und regelmäßiges Stretching.
Unterm Strich kann man also sagen: Sport, Ernährung und Schlaf sind die drei wichtigsten Säulen der Gesundheit?
Drei von vier würde ich sagen – aber die vierte hängt eng damit zusammen: Auch für die Psyche ist es wichtig, ausgeglichen zu sein. Wir alle haben seit über einem Jahr mit der Pandemie zu kämpfen, das ist ohne Zweifel vor allem mental sehr belastend. Für mich ist Sport ein super Ventil, den Kopf freizubekommen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass ich mich wohl in meiner Haut fühle.
Außerdem hilft mir das Krafttraining, auch unsere schweren Jungs vom Platz tragen zu können, wenn es denn endlich wieder losgeht.